Pro Person fallen jährlich durchschnittlich 150 l Küchenabfälle an. Auch auf deinem Balkon kannst du kompostieren. So erhältst du nicht nur wunderbaren Dünger für deine Pflanzen, sondern schließt auch den natürlichen Kreislauf, indem du dem Boden Nährstoffe zurückführst. Für Stadtbewohner eignen sich vor allem Bokashi und Wurmkiste. 

Was ist Bokashi und Wurmkompostierung eigentlich?

Bei Bokashi werden Küchenabfälle mithilfe von Effektiven Mikroorganismen zu einer Vorstufe von Humus  fermentiert. Anschließend wird der Bokashi vererdet und vollständig zersetzt.

Bei der Wurmkompostierung verarbeiten Kompostwürmer (Eisenia Foetida) und Mikroorganismen in einer sogenannten Wurmkiste den Biomüll zu gebrauchsfertigem Humus.

„EM“: Effektive Mikroorganismen (EM) sind eine konzentrierte Mischung aus positiven Mikroorganismen, Bakterien und Pilzen, die Bodenleben aktivieren, Wurzelbildung fördern und die Pflanze stärken.

„Humus“: Unbelebte organische Bodensubstanz, die sich aus abgestorbenen Pflanzen, Wurzeln und Bodenlebewesen zusammensetzt und ständig, auf- um- und abgebaut wird.

Was sind Gemeinsamkeiten beider „Kompostier"-Systeme?

  • Eignen sich für Stadtbewohner ohne Zugang zu Gärten
  • Bioabfälle sollten vor „Kompostierung“ kleingeschnitten werden
  • Stellen während des Umwandlungsprozesses Flüssigdünger zur Verfügung
  • Sind bei richtiger Anwendung geruchsfrei

Bokashi vs Wurmkiste: Was sind Unterschiede?

Bokashi
Wurmkiste

B. = Bokashi

W. = Wurmkompostierung

Prozess

B.

Fermentierung

W.

Wurmkompostierung

Prozess

Fermentierung

Wurmkompostierung

Art des Abbaus

Anaerob (ohne Luftzufuhr), mittels Hefe- und Milchsäurebakterien

Aerob (mit Luftzufuhr), mittels Würmer

Art des Ablaufs

B.

Anaerob (ohne Luftzufuhr), mittels Hefe- und Milchsäurebakterien

W.

Aerob (mit Luftzufuhr), mittels Würmer

Inhaltsstoffe

Rohe und gekochte Küchenabfälle, Tee- und Kaffeesatz, Milchprodukte, Brot, Leicht Verschimmeltes

80 % Rohe pflanzliche Küchenabfälle, Tee- und Kaffeesatz; 20 % Kartonschnipsel, Zeitungspapier

Inhaltsstoffe

B.

Rohe und gekochte Küchenabfälle, Tee- und Kaffeesatz, Milchprodukte, Brot, Leicht Verschimmeltes

W.

80 % Rohe pflanzliche Küchenabfälle, Tee- und Kaffeesatz; 20 % Kartonschnipsel, Zeitungspapier

Geruch

B.

Säuerlich

W.

Leicht modrig

Geruch

Säuerlich

Leicht modrig

Pflege

1-2 Mal pro Woche Bokashi-Saft abzapfen

1 Mal pro Monat eine Mineralmischung beigeben, um den pH-Wert zu regulieren; Regelmäßig lüften

Pflege

B.

1-2 Mal pro Woche Bokashi-Saft abzapfen

W.

1 Mal pro Monat eine Mineralmischung beigeben, um den pH-Wert zu regulieren; Regelmäßig lüften

Fertig nach

B.

ca. 2 Monate

W.

ca. 5-6 Monate

Fertig nach

ca. 2 Monate

ca. 5-6 Monate

Temperatur

8-30° C 

15-25° C

Temperatur

B.

8-30° C 

W.

15-25° C

Kosten

B.

ca. 50 €

W.

ca. 200 € (Würmer können auch über Kleingartenvereine erworben werden)

Kosten

ca. 50 €

ca. 200 € (Würmer können auch über Kleingartenvereine erworben werden)

Bokashi

Wurmkiste

Mit Bokashi kannst du deine Bioabfälle effektiver verwerten und hast weniger Aufwand bei der Pflege. Während Würmer bei falscher Fütterung aus der Kiste fliehen oder ums Leben kommen können, sind Mikroorganismen sehr tolerant und vertragen auch leicht Verschimmeltes, Nicht-Biolebensmittel etc. Du kannst sogar (geringe Mengen) Fleisch und Fisch verwerten, wenn dich der Gedanke an Nagetiere nicht abschreckt, die vom Geruch des Bokashi angelockt werden könnten. Und alles was du tun musst, ist einfach ein bisschen mehr Effektive Mikroorganismen beifügen und eventuell Zeolith über die Abfälle streuen. Bei der Wurmkiste gibt es einige Do’s und Don’ts, die du vor Inbetriebnahme kennen solltest. Allerdings bekommst du gebrauchsfertigen Humus, den du nicht wie beim Bokashi erst vererden musst.

Sowohl Bokashi als auch Wurmkompostierung sind zwei tolle Alternativen für den klassischen Kompost, und letztendlich musst du selber entscheiden, was für dich besser passt.

„Zeolith“: Vulkanisches Mineral mit winzigen Poren, dessen große Oberfläche Schadstoffe gut binden kann.

Grundsätzliches zur Wurmkiste

Zu Bokashi und seinem geschichtlichen Hintergrund gibt es einen separaten Artikel. Deshalb wird hier der Vollständigkeit halber die Wurmkompostierung näher erläutert. 

Grundsätzlich gibt es die folgenden zwei Ausführungen der Wurmkiste.

Vertikale Wurmkiste
  • Besteht aus mehreren „Stockwerken“
  • Mit der Zeit wandern die Würmer immer höher, während sich im unteren Teil der Kiste der Humus absetzt
  • Flüssigkeit sickert nach unten in eine Auffangschale und kann als Wurmtee entnommen werden
  • Vertikale Wurmkisten sind aufgrund der Sickerflüssigkeit weitestgehend aus Plastik
Horizontale Wurmkiste
  • Besteht aus einem Zwei-Kammerystem, in dessen Mitte ein Gitter als Trennwand steht
  • Es wird eine Kammer nach der anderen gefüllt
  • Sobald die erste Kammer fertig kompostiert ist, wandern die Kompostwürmer selbständig um, und du kannst du die Erde entnehmen
  • Es entsteht kein Wurmtee und du musst selber darauf achten, dass der Inhalt nicht zu feucht wird
  • Horizontale Wurmkisten bestehen aus Holz, das gut atmen und so die Würmer mit Sauerstoff versorgen kann

Wie pflege ich meine Wurmkiste richtig?

  1. Gib eine 3-4 cm hohe Schicht angefeuchteter Kartonstücke hinzu oder vermische die Kartonstücke mit ungedüngtem Substrat.
  2. Fülle das Substrat mit den Kompostwümern ein (als Faustregel gilt: 150 g Würmer für eine Wurmkiste mit 10 Liter Volumen).
  3. Die Würmer müssen sich erst akklimatisieren und dürfen die ersten 3 Tage nicht gefüttert werden. Nachts solltest du die geschlossene Wurmkoste die ersten 5 Tage unter eine Lichtquelle stellen, um Wurmflucht vorzubeugen.
  4. Füttere die Würmer. Starte mit 100 g Futter/Tag und erhöhe die Dosis in kleinen Schritten. Das kleingeschnittene Wurmfutter sollte locker aufgelegt werden und darf keine kompakte Masse bilden. Falls es anfängt zu riechen, hast du womöglich zu viel gefüttert.
  5. Bedecke den Inhalt der Kiste mit einer Hanfmatte und kontrolliere regelmäßig, ob die Feuchtigkeit stimmt. Nimm dazu eine Handvoll Material (ohne Würmer) heraus und presse es in der Faust zusammen. Wenn Wasser herausläuft, ist das Innere der Wurmkiste zu nass und du solltest trockene Kartonschnipsel untermischen. Wenn kein Wasser fühlbar ist, steht die Wurmkiste zu trocken. Besprühe den Inhalt mit Wasser oder gebe feuchte Kartonschnipsel hinzu.
  6.  Lüfte die Wurmkiste regelmäßig.
  7. Starte nach 3 Wochen monatlich mit 1-2 Esslöffel Mineralmischung, um den pH-Wert des Inhalts zu regulieren und die Würmer mit Mineralien zu versorgen.
  8. Überprüfe bei der vertikalen Wurmbox etwa 1 Mal im Monat den Flüssigkeitsstand in der Auffangschale und entnehme bei Bedarf Wurmtee. 
  9. Je nach Ausführung und Größe der Wurmkiste, kannst du nach 3-6 Monate den Humus ernten.
  10. Reinige bei deiner vertikalen Wurmkiste die Trennmembran, um ihre Durchlässigkeit aufrecht zu erhalten.
  11. Vermische den Humus in einem Verhältnis von 1:15 bzw. 1:20 mit Erde.

„Substrat“: Meist industriell hergestelltes Gemisch aus verschiedenen mineralischen und organischen Ausgangsmaterialien, das zur Anzucht und Kultivierung von Pflanzen dient. 

Wie verwende ich den Wurmtee?

  • Wurmtee ist reich an Nährstoffen und aufgrund der Vielzahl an Mikroorganismen bodenbelebend
  • Verdünne den Wurmtee in einem Verhältnis von 1:10 mit Wasser und gieße damit deine Pflanzen

Welche C/N-Verhältnisse haben die Inhaltsstoffe?

Sowohl bei Bokashi als auch bei Wurmkompostierung ist ein gutes C/N-Verhältnis wichtig. Verschiebt sich das ideale C/N-Verhältnis von 25:1, verändert sich das Arbeitstempo der Mikroorganismen und damit die Qualität des „Komposts“. Durch eine möglichst vielseitige Mischung können Mängel ausgeglichen und Einseitigkeiten vermieden werden.

„C/N-Verhältnis“: Verhältnis von Kohlenstoff (C) zu Stickstoff (N) in einer organischen Masse. Je enger das C/N-Verhältnis, desto mehr Stickstoff ist im Vergleich zu Kohlenstoff vorhanden und desto schneller verläuft die Zersetzung. Ein gutes C/N-Verhältnis liegt bei 1:25.